Rückblick Mathematisches Kolloquium WS 96/97


Was haben die Edison Wachswalze, die Multiplikation der russischen Bauern und die Zitterpappel gemeinsam? Der/die Leser/in befürchtet/ahnt richtig - das kann doch nur die (un)geliebte und (un)bekannte Mathematik sein!

Die Beispiele illustrieren die Bandbreite der Themen des Mathematischen Kolloquiums am FB2 vom vergangenen WS 96/97. Mit (mathematischen) Methoden der Bildverarbeitung sollen historische Edison Tonträger Wachswalzen zerstörungsfrei zum Zweck der Reproduktion analysiert werden. Die Multiplikationsmethode der russischen Bauern (den Russen gelang der erste bemannte Weltraumflug) zeigt, dass Mathematik auch unterhaltsam sein kann. Die Blätter der Zitterpappel wandeln wie die (den Ingenieuren vertraute) Kaplan-Turbine Strömungsenergie in mechanische Energie um, was in einem mathematischen Modell zum Ausdruck gebracht wird.

Die sechs eingeladenen Referenten betonten in sieben spannenden Vorträgen die praxisbezogenen Aspekte der Mathematik. Die durchschnittlich 19 anwesenden Zuhörer erhielten Anregungen aus so unterschiedlichen Bereichen wie dem automatischen Erkennen von Hindernissen, der Bildverarbeitung, dem CAGD (computer aided geometric design) für das Tiefziehen von Blechen, dem industriellen Einsatz numerischer Softwarepakete, den Problemlösungsstrategien, der unterhaltsamen Mathematik und den selbsterregten Blattschwingungen.

Multimediale Vorträge

Der Praxisbezug wurde zum Teil multimedial durch Videofilme, farbige Fotografien und Folien sowie mit kleinen realen Modellen zum Anfassen als auch durch Computeranimation unterstützt. Tafel und Kreide, die sonst in der Mathematik-Vorlesung dominieren, waren dem Charakter dieser Kolloquiumsvorträge entsprechend out.

Zwei Vortragende kamen von Partnerhochschulen aus Stuttgart und New York. Unter den vier Vortragenden aus der Industrie (Berlin, Bremen, Friedrichshafen, Ottobrunn) befanden sich erfreulicherweise auch zwei ehemalige TFH Absolventen, die über industrielle Forschungsprojekte aus der Bildverarbeitung berichteten. Somit ergaben sich auch Aspekte der Berufspraxis für den Diplom-Mathematiker (FH).

Norbert Kalus, FB2